Nur noch »funktionieren« – Ihr Leben?

»Die Zahl psychischer Erkrankungen in Deutschland steigt rasant« postulierte der spiegel-online im Juli 2012.
Die Ursachen liegen sehr oft, wie viele Fallanalysen in der Psychotraumatologie zeigen, in unserer von zwei Weltkriegen erschütterten Geschichte. Auch der Dreiteiler »Unsere Mütter, unsere Väter« zeigt z.B. eindrücklich, dass die Folgen eines kollektiven Traumas die späteren Generationen nicht verschont.
Extreme Angst und Hilflosigkeit führen zu einem Zusammenbruch der psychischen Stressregulierung. Dies hat unbearbeitet verheerende Auswirkungen auf den Umgang mit sich selbst und anderen. Kinder dieser Eltern teilen ihr Trauma.
Es bleiben dauerhafte Schäden, Erschütterungen und Beeinträchtigungen, die ein Leben in der Fülle nicht mehr möglich machen.

Traumatisierte »funktionieren« und finden das normal

Traumatisierte »funktionieren« mit Überlebensstrategien, die die tatsächlichen Gegebenheiten ausblenden müssen. Sie sind Arbeitstiere, die sich zur Sache degradieren lassen; Chefs, die entmächtigen; Eltern, die ihre Kinder misshandeln; Ehepartner, die vergewaltigen und Minister, die das Wohl ihrer Bürger ihren eigenen Interessen unterordnen.
Das Tragische ist, dass sie das selbst alles »normal« empfinden. Sie behandeln andere so, wie sie selbst oder ihre Vorfahren behandelt wurden. Selbst Wutausbrüche, Albträume, Burnout, Angstzustände, verbale und nonverbale gewalttätige Kommunikation werden hingenommen.

Der Weg aus der Krise

entwickelt sich erst seit jüngster Zeit mit einem breiteren Verständnis dafür, wie sehr dies Zeichen eines im Inneren gequälten Menschen sind und wie dieser seine Traumata ungewollt an die nächste (transgenerational) Generation weitergibt.
Es erfordert auch Therapeuten, die neben dem nötigen Fachwissen die Gabe haben, den Menschen einfühlsam und geduldig als Zeitzeugen »wirklich zu hören« und zu begleiten. Das bedeutet, dass für das Unvorstellbare im Nachherein der Therapeut als Zeuge dient, um nun richtige und erlösende Schlüsse aus dem Erlebten zu ziehen.
Der Weg lohnt sich. Veränderungen der Wahrnehmung von Wahrheit haben erhebliche Auswirkungen – nicht nur auf das eigene Leben, sondern auch auf das Wohl und den Frieden unserer Gesellschaft.

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